
Ein Land im Umbruch
Wir, das sind:
Christian Berndt, Tim Berens, Cläre Bordes, Beyza Erdur, Alessia Garcia Travesi Schindler, Nelly Kettner, Julia Muhs, Julia Pieper, Vanessa Pogacnik Morillo, Anke Saucke und Burcu Selin
flogen in den Herbstferien 2019 zu einer Projektreise zur indigenen Partnerschule Instituto Intercultural Ñöñho nach Mexiko, um dort gemeinsam mit den Ñöñhos in einem interkulturellen Schul-Projekt zu arbeiten.
Seit 2015 unterstützt die Stadtteilschule Stellingen, Hamburg, diese indigene Bildungseinrichtung mit dem Erlös aus dem Verkauf der von Schüler*innen der Stadtteilschule Stellingen gedruckten Rucksäcke mit dem Aufdruck „Plastik war gestern“.
Sonntag, 6. Oktober 2019
Wir treffen uns um 10.30 Uhr auf dem Helmut-Schmidt-Airport, um über Amsterdam nach Mexiko City zu fliegen.
Am Sonntagabend um 19 Uhr erreichen wir nach mehr als 13 Stunden Flug die mexikanische Metropole.
Lisvy Ramos, 32-jährige Lehrerin am Instituto und Mario Gomez, 68, Schulleiter, erwarten uns gemeinsam mit ihrer Schülerin Laura.
Luis, Fahrer des von uns gemieteten Kleinbusses, bringt uns sicher durch den Abendverkehr ins Hostel Barefoot Inn im Stadtteil Condesa. Das Hostel haben wir bereits beim letzten Besuch schätzen gelernt.
Im nächsten OXXO kaufen wir von Vanessa empfohlene leckere Chilly Chips und einen Kasten Indio Bier, um in die mexikanische Lebensart auf dem Bürgersteig vor unserem Hostel einzutauchen und den Flug sacken zu lassen.
Montag, 7. Oktober 2019
Mario, Lisvy und Laura holen uns früh ab. Es geht nach Xochimilco zu den schwimmenden Gärten. Die letzten Überreste des von den Azteken geschaffenen umfangreichen Transportsystems befinden sich im Süden von Mexiko City. Mit einem Ranger einer Umweltschutz-Organisation, die sich um das Überleben der Axolotl, einer vom Aussterben bedrohten Amphibienart, kümmert, erleben wir drei spannende Stunden auf einem der bunten Kähne, sehen die Axolotl-Zucht und essen in einem lokalen Restaurant köstliche Tacos, Burritos und Enchiladas mitten in den schwimmenden Gärten.
Auf dem Weg zurück durch den Abendverkehr dieser unfassbar großen und quirligen Metropole halten wir an einem Handwerkermarkt, um mexikanisches Kunsthandwerk anzusehen und zu kaufen. Handgewebte gute Bänder wechseln die Besitzer ebenso wie Harz zum Räuchern vom mexikanischen Copal Baum.
Dienstag, 8. Oktober 2019
Es geht nach Coayacán, dem Stadtteil, in dem das Casa Azul, das Atelier und Wohnhaus von Frida Kahlo und Diego Rivera liegt. Schon von weitem ist es durch seine stahlblaue Fassade zu erkennen. Von außen wirkt der flache Bau mit vergitterten Fenstern und grünen, geschlossenen Läden fast trutzig. Umso mehr überrascht das Innere mit seinem paradiesisch anmutenden Patio: Hohe Zedern, Yuccapalmen, Bananenstauden, Farne und Kakteen. Singvögel und Schmetterlinge flattern umher. Umrahmt wird das Grün der subtropischen Pflanzenpracht vom maritimen Blau der Mauern.
Mit einer Fotogenehmigung können wir die Bilder, Kleidung, das Atelier und Altäre aufnehmen.
Im lokalen Restaurant „Mariposa“ nahe der Universität, das von Marios Schwester geführt wird, essen wir. Die Mexikaner können nicht verstehen, dass wir das fruchtige Wasser, das auf den Tischen steht, nicht trinken. Wir fürchten Montezumas Rache.
Vanessa hat für diesen Abend für uns eine besondere Überraschung: Sie hat Tickets für Lucha Libre, die mexikanische Version des Wrestlings, organisiert. Diese Form zeichnet sich durch spektakuläre Kämpfe, imposante Kostüme und Masken der Luchadores sowie hohe Akrobatik aus. Das ganze Spektakel ist ein einziger großer Spaß. Wir sitzen in den vorderen Reihen. Den Abend lassen wir wieder an den Tischen auf der Straße vor unserem Hostel ausklingen.
Mittwoch, 9.Oktober 2019
Es heißt Abschied nehmen von Mexiko City. Aufgrund des 10. Geburtstags des Institutos wurde unser Programm ein wenig umgestellt. Mario und Lisvy müssen zu einem indigenen Kongress an ihrer Schule, den sie zum Jubiläum organisiert haben. Mario fährt schon vor und Lisvy wird uns heute noch nach Querétaro begleiten. Wir packen. Um 9 Uhr kommt Luis. Zunächst fahren wir zum Zócalo, dem Plaza de la Constitution, dem einstigen Herzen von Tenochtitlan der alten Azteken-Stadt. Er ist heute der Mittelpunkt von Mexiko City und mit 57.600 Quadratmetern einer der größten Plätze weltweit. Wir besichtigen die Ausgrabungen von Tenochtitlan, den Templo Mayor und das Museum mit seinen vielen Masken und Relikten der Azteken.
Auf Marios Empfehlung hin essen wir Köstlichkeiten auf der Dachterrasse des Casa de las Sirenas, direkt neben dem Fotografie-Museum, das wegen Filmaufnahmen leider geschlossen hat.
Vanessa, die sich morgens mit ihrem mexikanischen Cousin traf, ist wieder bei uns. Wir sind froh, dass sie sicher durch Mexiko City gefahren ist.
Am Nachmittag geht es Richtung Norden aus der Stadt hinaus nach Querétaro. Wir brauchen mehr als vier Stunden und erreichen diese zentrale Stadt in der Abenddämmerung. Lisvy, die in Toliman, in der Nähe von Querétaro, zu Hause ist, führt uns zu einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über die Stadt und auf das Aquädukt. Auf 1800 m Höhe liegt diese 800.000 Einwohner zählende Weltkulturerbe-Stadt. Wir sind ein wenig traurig, dass wir nur wenig von dieser zauberhaften Stadt und deren einmaliger Umgebung sehen können. Wir lauschen der Musik des Festivals International de Artes Escénicas und werden Zeuge eines traditionellen Schellentanzes. Gerne wären wir hier einige Tage länger geblieben. Alessias Großmutter, die in Querétaro wohnt, besucht ihre Enkelin. Ein großes Geschenk für beide. Abends treffen wir Alberto, den Schatzmeister des Institutos, und einen Freund in einer Kneipe. Das Hotel hat einen offenen Innenhof, in dem wir bis spät in die Nacht zusammen sitzen und die Zeit in Mexiko City Revue passieren lassen.
Donnerstag, 10. Oktober 2019
Wir frühstücken exzellent auf Empfehlung des Hotels in einem benachbarten Restaurant. Ein typisch mexikanisches Büfett wird für uns aufgebaut. Kaffee, Tee, Eier in allen Variationen inbegriffen. Das mexikanische Fernsehen läuft auf mehreren Bildschirmen, wir fühlen uns wohl.
Schon abends haben wir eine Bank neben dem Hotel entdeckt, von der wir das Stadtwappen abreiben können. Hierauf haben wir alle gewartet! Lisvy ist schon auf dem Weg nach San Ildefonso. Wir sind ganz auf uns gestellt, ein neues Gefühl.
Die Abdrucke werden super, die Druckfarbe ist in Sekunden wieder von der Bank verschwunden.
Wir fahren weiter nach Guadalajara. Sechs Stunden lang geht es durch weite Landschaft mit Vulkanen, Schluchten und kleinen Städten. Amaranthfelder wechseln sich mit Maisfeldern ab.
Unser Hostel in Guadalajara mitten in Centro Historico ist eine angenehme Überraschung. Freundlicher Empfang, saubere Zimmer mit Balkonen zur belebten Straße, Billardtisch und gemütlicher Aufenthaltsraum mit Gemeinschaftsküche. Warme, breite Duschen!
Wir beginnen sofort mit unserer Stadterkundung: Zocálo, Kathedrale, Straßenmärkte. Wir wollen zu den Murales von José Clemente Orozco, el pintor del fuego, dem Feuermaler, im Hospicio Cabañas. Wir sind eine halbe Stunde vor dem Schließen des Museums dort und genießen den Blick auf die großflächigen Wandbilder. Orozco hat 1935 den Faschismus und die Vorboten der politischen Veränderungen visionär künstlerisch umgesetzt.
Am Abend essen wir gemeinsam in einem angesagten mexikanischen Lokal. Eine freie und unbekümmerte Stimmung trägt uns. Wir spielen Billard und genießen die Atmosphäre des Hostels.
Freitag, 11. Oktober 2019
Um 7 Uhr treffen wir uns vor dem Hostel mit Druckutensilien. Der erste Gullideckel, der uns interessiert, liegt nur eine Straße entfernt direkt auf der Fahrbahn. Die Grünphase der Ampel beträgt 20 Sekunden. Genug Zeit, um den Deckel mit Farbe zu versehen und einen Abdruck zu machen. Viermal starten wir begeistert einen Druck. Es ist noch dunkel, der Morgen graut, als wir Richtung Oper weitergehen. Dort haben wir am Tag zuvor einen Deckel mit dem Regengott der Azteken, Tlaloc, entdeckt. Unter den Augen von Polizisten und Passanten drucken wir auf Stoff, Papier und auf das T-Shirt von Tim. Vor dem Hostel wartet ein dritter Deckel auf uns, der uns zu weiteren Drucken inspiriert Nach dem Frühstück im Hostel machen wir uns auf die lange Reise nach Amealco. Noch wartet keiner im Instituto auf uns. Zunächst geht es nach Tlaquepaque zu den Kunsthandwerkern. Wir laufen zwei Stunden durch die Stadt, die seit 2018 zu den Puéblos Magicos gehört. Um 19 Uhr erreichen wir unser Hotel in Amealco, einen Nachbarort von San Ildefonso. Es fühlt sich ein wenig an wie nach Hause kommen, da wir schon vor zwei Jahren dort waren. Auch der kleine Ort feiert ein buntes Fest mit Feuerwerk, Live-Musik auf einer
Bühne und vielen kleinen Ständen.
Julia Pieper, eine ehemalige Kollegin der Stadtteilschule Stellingen, die zur Zeit in Xalapa „Mexikanische Kultur“ studiert, ist zu uns gestoßen. Sie wird uns bis zum Ende der Reise begleiten.
Samstag, 12. Oktober 2019
Wir werden um 9 Uhr zur Schule abgeholt. Es ist der Abschlusstag des indigenen Kongresses zum 10-jährigen Bestehen des Institutos. Maria, eine Frau aus Guadalajara, die lange Zeit in München lebte, begrüßt uns zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Sohn. Beide dolmetschen während des ganze Tages für uns. Feierlichkeiten, Reden, Tänze, Übergabe der Schulleitung von Mario an Pancho sowie ein ausgedehntes Mittagessen, in der Schule zubereitet, bestimmen den Tag. Die fünf Jugendlichen sollen in Gastfamilien schlafen. Tim und Vanessa werden von zwei Ñöñhos abgeholt. Ein Taxi bringt Beyza, Alessia und Burcu zu einer Gastfamilie im Outback. Eine freundliche Nachbarin öffnet ihnen das Haus und zeigt ihnen drei Matratzen für die Nacht. Die Gastfamilie ist nicht vor Ort. Das Haus ist nicht abzuschließen, eine Toilette gibt es nicht. Als es dämmert, bekommen die drei Angst und rufen uns Lehrerinnen an. Wir telefonieren mit Mario und Alberto, die die drei abholen. Wir buchen ein Zimmer für die drei, sie werden spät abends von Mario gebracht, da sie zusammen auf einer Geburtstagsparty in der Gastfamilie von Tim und Vanessa gefeiert haben.
Sonntag, 13. Oktober 2019
Um 8 Uhr geht es nach Guanajuato zum Festival Cervantino. Die Vorfreude ist groß. Unser Hostel liegt mitten in der historischen Altstadt. Die Cousine von Alessias Vater kommt mit ihrer Tochter und begleitet uns auf einen Rundgang durch die Stadt, die voller feiernder Menschen ist. Wir sind zusammen 17 Personen. So ist es schwer, einen guten Platz zum Essen zu finden. Auf einem der vielen kleinen Plätze finden wir eine Ecke für uns. Wir sitzen gemütlich zusammen und genießen die besondere Atmosphäre. ln kleinen Gruppen wandern wir abends durch die Stadt, kehren in Bars ein, die jungen Erwachsenen entdecken eine Karaoke Bar, in der sie bis nach Mitternacht tanzen. Musik und Gelächter auf der Straße begleiten uns bis in den Schlaf.
Montag, 14. Oktober 2019
Nach dem Frühstück fahren wir zu einer Silbermine. Die Valencia Mine ist geschlossen. Ein wild gestikulierender Mexikaner möchte uns zur Mine bringen. Mario und Lisvy sind skeptisch, da er sich ungewöhnlich aktiv zeigt. Dann erfahren wir, dass er von der Tourismuszentrale für die Sicherheit der Besucher abgestellt ist. Er lotst uns zu der nächsten Mine, in der wir auch eine fantastische Führung bekommen. Vanessa übersetzt. In einem Stollen gehen wir in den Berg. Wir erfahren von der schweren und ausbeutenden Arbeit der Minenarbeiter. Uns wird deutlich gesagt, dass die Mexikaner auf die Kanadier, Deutschen (durch Beteiligung der deutschen Bank an den Krediten für die Bergbauindustrie) und die USA, die die Minen „ausbeuten“, nicht gut zu sprechen sind. Jahrhundertelang haben Indios in diesen Minen unter menschenunwürdigen Bedingungen Silber abgebaut. Von der Mine blicken wir in ein weites Tal. Die Landschaft lädt zum Wandern ein.
Wir entdecken die einzigartigen Fotos der 1942 geborenen mexikanischen Fotografin Gabriela Iturbide. Die das Alltagsleben verschiedener kultureller Gemeinschaften in Mexiko beschreibenden Fotos sind in einem Museum auf zwei Etagen ausgestellt. Eine spannende Retrospektive.
Abends haben wir für eine Performance der indigenen Theatergruppe „Dancers of Damelahamid“ Karten. Die Traumzeit der Indios, ihre Naturverbundenheit und Einheit mit den Gewalten bis hin zur Kolonialisierung und den Kriegen wird mit wenigen Tänzern auf die Bühne gezaubert.
Um 19 Uhr verlassen wir das Theater.
Die Ñöñhos, Lisvy und Mario sind nicht mit uns gekommen.
Sie haben alternativ ein Konzert bis Mitternacht auf einer Bühne in der Stadt besucht.
Gern wären wir mit ihnen gegangen, aber wir denken, sie wollten auch mal unter sich sein.
Dienstag, 15. Oktober 2019
Es geht zurück nach Amealco und San Ildefonso. Mario heizt dem Busfahrer ein, er möge sich beeilen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Gegen 12 Uhr erreichen wir die Schule.
Eigentlich sollten wir jetzt unser Projekt präsentieren. Mario stellt uns das schuleigene Museum mit den Ausgrabungen vor. Anschließend sollte es ein gemeinsames Fußballspiel geben. Statt dessen werden Tomaten, Zwiebeln und Koriander für ein Picknick geschnippelt. Wir fahren zu einem Fluss. Dass eine Gruppe mit einer Lehrerin vorfährt, eine Stunde auf die anderen wartet, fügt sich an diesem Tag in die abweichende und nicht koordinierte Organisation. Mit dem Bus, der uns sehr lange warten lässt, fahren wir zu einer Indiofamilie, die für uns Maiskolben gekocht hatte. Wir ernten einige Kolben, die wir mit an den Fluss nehmen. Der neue Schulleiter Pancho Bohórquez ist auch dabei. Wir essen Guacamole und Tacos, die Indios fachen ein Feuer an. Bei beginnender Dunkelheit fahren wir zurück zu unserem Hotel nach Amealco.
Mittwoch, 16. Oktober 2019
Die Präsentation fällt aus. Eine Erklärung gibt es nicht. Auch stellt sich in diesem Jahr die landwirtschaftliche Kooperative nicht vor. Unverständlich für uns, da wir Lisvy und Mario den Kattendorfer Hof und dessen solidarische Landwirtschaft bei ihrem Besuch im April 2019 in Hamburg vorgestellt haben. Wir besuchen einen Indio, der Keramiken herstellt, und töpfern kleine Gegenstände. Mit den mitgebrachten bunten Tauen aus der Hamburger Tauwerksfabrik knüpfen wir zusammen Schlüsselanhänger und andere kleine Kunstwerke. Beide Aktionen bringen viel Spaß. Jedoch, wieder kein gemeinsames Fußballspiel. Die St. Pauli Trikots bleiben im Rucksack. Den Abend lassen wir in Amealco im Restaurant unseres Hotels bei einem kühlen Victoria und Snacks ausklingen.
Donnerstag, 17. Oktober 2019
Um 8 Uhr werden wir abgeholt. Es geht nach Tula, einer Ruinenstadt der Tolteken im Bundesstaat Hidalgo. Auf dem Hinweg essen wir in dem kleinen magischen Ort Aculco. Wir besuchen den Markt und die Kirche.
Tula präsentiert sich mit einem antiken Ballplatz, einer Säulenhalle und einer Pyramide. Wir erklimmen die Oberfläche der Pyramide und genießen den Ausblick uf diese alte Kultstätte. Hier sind Steinmonumente aufgestellt: runde Säulentrommeln und vollplastische Gestalten von toltekischen Kriegern, 4,5 m hoch.
Dem Ort fehlt irgendwie die Magie, wenn wir ihn mit Teotihuacán vergleichen. Diese Tempelanlage mit der Sonnen- und Mondpyramide hatten wir vor zwei Jahren mit unseren Schüler*innen und den Ñöñhos besucht.
Es geht weiter Richtung Tepoztlan.
Gegen 21 Uhr erreichen wir unsere gemietete Wohnung ca. 15 km von Tepoztlan entfernt.
Lisvy teilt uns mit, dass das Chavela Vargas Festival, das wir besuchen wollten, abgesagt ist. Es wurde auf 2020 verschoben.
Wir sind 17 Personen. Das Airbnb verfügt über vier Räume mit jeweils zwei Betten mit jeweils einer Decke. Wir meistern die Bettenverteilung mit Hilfe der Fantasie unserer Jugendlichen.
Sie nehmen kurzerhand die Matratzen aus den Bettgestellen, legen sie nebeneinander, so können fünf auf zwei Matratzen schlafen. Mit Nelly und Anke teilen sich Cläre und Julia einen Raum.
Lisvy schläft in einem Raum mit den zwei Ñöñhos, einem Geschwisterpaar, Tim und Christian teilen sich einen Raum, Mario und Luis schlafen auf einem Deckenlager auf dem Boden.
Es gibt kein Restaurant in der Nähe, zumindest ist am ersten Abend in der Nacht keines zu entdecken. Wir sind hungrig im strömenden Regen angekommen.
Vanessa hat die geniale Idee per Telefon Pizzen zu bestellen. Nach mehreren Anrufen erreicht sie tatsächlich einen Service, der fünf Pizzen bringt.
Freitag, 18. Oktober 2019
Blauer Himmel und der Blick auf herrliche Berge versüßen uns den Morgen. Tautreten vor dem Haus und mit Christian ein kleiner Spaziergang zu einem nur 500 m entfernt liegenden Restaurant auf einen Kaffee. … zum Glück, denn, Mario möchte mit uns auf dem Markt in Tepoztlan essen. Nach 45 Minuten Fahrt erreichen wir den kleinen magischen, entzückenden Ort. Tatsächlich möchte Mario, dass wir an den Garküchen auf dem Markt essen. Als wir ihm klar machen, dass wir in einem Restaurant am Markt frühstücken möchten, verlässt er wortlos unsere Gruppe. Wir sind wieder einmal die Deutschen, die nicht alles essen. Dass drei von uns schon Montezumas Rache zu spüren bekommen haben und nur Dank mexikanischer Medizin nach einem Tag wieder auf den Beinen waren, nimmt er nicht zur Kenntnis. Julia Pieper kennt Tepoztlan und ein kleines Restaurant am Markt, in das wir gehen. Ein wenig später kommt Mario später zu uns dazu. Die Hälfte unserer Gruppe steigt danach zur Tepozteco Pyramide der Azteken aus der postklassischen Zeit den Berg hinauf. Wir kehren nachmittags in einer Chocolaterie ein, in der wir wunderbaren Kakao in vielen Variationen verkosten. Im kleinen Heimatmuseum finden sich Ausgrabungen sowie ein mit Klöppeln zu spielendes Holzinstrument mit vier Tönen aus einem Art Bambus. Ein Mitarbeiter des Museums gibt uns eine musikalische Kostprobe. Lisvy hat bei einem fliegenden Händler ein nachgebautes Instrument für nur 100 Pesos gekauft und spielt darauf den ganzen Abend. Am Nachmittag essen wir doch noch auf dem Markt, aber nur gebratene Gemüseburger und gegrilltes Fleisch. Den Abend lassen wir am Pool ausklingen. Auch die Ñöñhos springen in das kühle Nass.
Samstag, 19. Oktober 2019
Nach dem Packen frühstücken wir gemütlich in dem kleinen benachbarten Restaurant. Es werden alle Eiergerichte frisch auf dem Herd zubereitet. Tacos werden frisch gebraten, der Filterkaffee schmeckt. Früchte, Papayas, Ananas und Melonen verwöhnen uns.
Im Garten des Restaurants bilden wir einen Kreis. Es ist das erste Mal, dass Student*innen des Institutos Intercultural Ñöñho von ihrem Unterricht und der Philosophie der Schule, der kleinen Universität, wie Lisvy und Mario sagen, berichten. Warum erst jetzt? Warum gab es keine Vorstellung in der Schule?
Die Schule ist medial aufgestellt, ein Beamer ist vorhanden. Vielleicht hat der indigene Kongress alles in den Schatten gestellt und
Lisvy und Mario waren einfach nur froh, als die vielen von fern angereisten Gäste die Schule wieder verlassen hatten. Vielleicht waren wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht spielt auch die Politik des neuen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador gegen uns. Der neue Präsident stärkt die indigene Bevölkerung.
Lisvy wird im Februar 2020 nach Deutschland kommen, um sich an der Leuphana in Lüneburg für ein Studium in Nachhaltigkeit zu bewerben. Dann werden wir mit ihr über die politische Situation Mexikos sprechen können.
Der Gedankenaustausch im Garten tut gut. Wir brechen nach Mexiko City auf.
Das Museo Diego Rivera Anahuacalli, ein Museum für präkolumbianische Kunst in Mexiko City, steht auf unserem Programm. In ihm wird die Sammlung von über 50.000 Objekten von Diego Rivera präsentiert. Wir wandern durch die Ausstellungsräume mit den Statuen und Skizzen Diego Riveras.
Ein letzter gemeinsamer Kaffee in Coayacán. Wir verabschieden Julia Pieper, die mit dem Bus zurück nach Xalapa fährt. Dann geht es zum Flughafen. Wir sind sicher, dass Mario und Lisvy ein großer Stein vom Herzen fällt, als wir alle eingecheckt sind.
Um 21 Uhr hebt unser Airbus der KLM nach Amsterdam ab.
Sonntag, 20. Oktober 2019
18 Uhr, es dämmert bereits, nur 4 Grad, wir kommen aus der Sonne Mexikos. Nun werden wir uns an das kühle Herbstwetter und den Alltag wieder gewöhnen müssen. Unsere Familien und der Schulleiter der Stadtteilschule Stellingen, Bernd Mader, sind froh, dass wir alle gesund aus Mexiko zurück sind.
- Unsere Förderer
Lemonaid & Charitea e.V.
Gabriele Fink Stiftung
Schulverein Stadtteilschule Stellingen
Hinz & Kunzt
Bildungsbehörde
Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung
Volker Wiem, EDEKA
Hannes Möller, denn’s Biomarkt
Buchhandlung im Schanzenviertel
Ute Beling, die Siebdruckerei
Rocket & Wink
Willy Polaszek, Elbtempel
Iain Lamb, Westford Mill
OPENION – Bündnis für eine starke Demokratie
Demokratisch Handeln
Hamburger Bildungspreis